Köln. Der Anruf der Kollegin war eigenartig. „Kannst Du bitte mal ins Büro kommen? Am besten sofort.“ Daran kann sich Kerstin S. noch gut erinnern, obwohl es schon drei Jahre her ist. Sie war gerade bei einem Kunden in Verhandlungen. Als sie ins Geschäft kam, nur betroffene Gesichter. Die Sekretärin mit verweinten Augen. Die 26 Jahre alte Versicherungskauffrau Astrid, die Kerstin seit Jahren gegenüber am Schreibtisch saß und tags zuvor noch mit ihr über den geplanten Urlaub gefachsimpelt hatte, war in der Nacht von einem Auto überfahren worden. Tot!
Wenn in der Firma plötzlich ein Arbeitskollege stirbt, sind viele Mitarbeiter überfordert. Mit dem Umstand, mit der Trauer, mit dem Umgang mit den Familienmitgliedern des Toten, mit den anderen Kollegen. Rund 140.000 Mal ist das im vergangenen Jahr in Deutschland passiert. Also wirklich kein Einzelfall. Herzinfakt, Sturz auf der Baustelle, Autounfall ... Aber wie geht man richtig mit der Trauer um? Es gibt Methoden, den Verlust gemeinsam zu verarbeiten.
„Wir brauchen mehr Sensibilität im Umgang mit Trauernden an der Arbeitsstelle“, sagt Dirk Blümke von der Fachstelle Hospizarbeit, Palliativversorgung und Trauer der Malteser in Deutschland. Anlässlich des Welthospiztages am 12. Oktober rufen die Malteser zu einem offeneren Umgang mit Trauer auf. „Die Kultur des Schweigens oder Drüber-Hinweg-Gehens ist noch verbreitet. Aber das Tabu Tod und Trauer wackelt“, sagt Blümke. „Wo Teamarbeit immer wichtiger wird, Beziehungen zwischen Mitarbeitenden intensiver, braucht es das Wissen um die Bedeutung von Trauerprozessen für ein gesundes Leben mit dem Verlust.“
Die Malteser haben ihre Angebote für Trauernde deutlich ausgebaut: Mittlerweile sind es 86 Dienste in Deutschland, 23 mehr als im Vorjahr. 19 Dienststellen mit 600 erfahrenen, ehrenamtlichen Mitarbeitern helfen in Nordrhein-Westfalen. Trauernde können sich hier persönlich, per Telefon oder Internet an die Malteser wenden. In Einzel- oder Gruppengesprächen können Trauernde den Verlust eines nahestehenden Menschen verarbeiten. Unsere Trauerbgleiterinnen und -begleiter stehen ihnen zur Seite und laden zum Austauch mit Menschen ein, denen ähnliche Schicksalsschläge zu schaffen machen.Gefühle und Fragen sollen einen Platz bekommen.