Malteser sehen hohe Nachfrage nach Besuchsdienst

Kerstin Fischer, Referentin soziales Ehrenamt bei den Maltesern in der Erzdiözese Köln (Foto: MHD)
Malteser Besuchs- und Begleitungsdienst: Freiwillig Helfende besuchen einmal wöchentlich ältere Menschen auf deren Wunsch zu Hause und verbringen Freizeit mit ihnen. (Foto: Andi Weiland)
Malteser Besuchs- und Begleitungsdienst: Ein gemeinsamer Spaziergang ist eine willkommene Abwechslung (Foto: Malteser)

Köln/NRW. Die Corona-Pandemie hat viele Menschen in Deutschland einsam gemacht. Doch auch jetzt - wo die Kontaktbeschränkungen gefallen sind - steigt bei Sozialdiensten die Nachfrage nach Besuchsangeboten. Das hat Kerstin Fischer, Referentin für soziales Ehrenamt bei den Maltesern im Erzbistum Köln, im Interview mit dem Domradio herausgestellt.  Sie berichtet, wie die Malteser im Erzbistum Köln reagieren.

„Die Nachfrage ist wirklich deutlich gestiegen“, sagt Kerstin Fischer. „Wir können im Bereich ‚Soziales Ehrenamt‘ gerade sehr viele neue Dienste starten im Sektor persönlicher Kontakt. Das sind zum Beispiel unsere Besuchs- und Begleitungsdienste.“ Die Malteser seien gerade dabei, einen solchen Dienst in der Stadt-Niederlassung Hennef aufzubauen, weil dort aus dem Telefon-Besuchsdienst, der gerade zu Zeiten von Corona sehr groß geworden sei, immer wieder die Nachfrage gekommen sei. Die Betreuten hätten gesagt: „Wir sind so einsam zu Hause und wir möchten gerne nicht nur telefonisch kontaktiert werden, sondern wir möchten wirklich jemanden in Person vor uns haben und gemeinsame Freizeit verbringen.“

Das stellten die Malteser nicht nur in Hennef fest, sondern an vielen Orten, fährt Kerstin Fischer fort. „Ich glaube, durch Corona ist noch mal deutlich geworden, wie wichtig der zwischenmenschliche Kontakt ist. Den kann man nicht nur übers Telefon abbilden. Von daher sind wir gerade dabei, viele neue Dienste in dem Bereich aufzubauen.“

Werden bei den Maltesern deshalb nun die Ehrenamtler knapp?

„Nein, das kann ich gar nicht sagen. Gerade durch Corona ist es so, dass die Hilfsbereitschaft deutlich zugenommen hat“, sagt Kerstin Fischer. Sie habe auch zunächst die Befürchtung gehabt, es die Hilfsbereitschaft lasse nach, wenn Corona jetzt - hoffentlich - eher in den letzten Zügen liege, dass die Menschen dann auch eher wieder ihrem Alltag nachgingen. „Aber nein, das ist nicht so! Es gibt sehr viele Anfragen von Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen.“
Und es sei so, dass die Menschen bei den Maltesern - das sei schon etwas Besonderes bei den Maltesern - sehr gut auf ihre Tätigkeit vorbereitet würden. Fischer: „Es gibt zahlreiche Schulungen, die wir anbieten, damit die Menschen dann auch fit in ihren Dienst gehen. Im Rahmen dieser Schulungen lerne ich die Ehrenamtlichen oder zukünftigen Ehrenamtlichen auch immer kennen.“ Die Malteser hätten eine ganz große Bandbreite von Menschen zwischen 18 bis 95, die einfach ihre Lebenszeit verschenken wollten, noch mal eine sinnvolle Tätigkeit suchten und selber auch festgestellt hätten, wie wichtig zwischenmenschliche Kontakte seien.

Das Ganze habe schon einen bestimmten Rahmen, erläutert die Referentin für das soziale Ehrenamt. Die Menschen würden zu Hause besucht, wenn sie das wünschten, dann gebe es Freizeitaktivitäten. „Bereiche wie Pflege oder Hauswirtschaft haben wir definitiv ausgeschlossen“, sagt Fischer. „Das ist bei uns nicht im Dienst inbegriffen. Aber die Menschen können sich gemeinsam mit ihrem Helfenden überlegen: Wie verbringe ich die Freizeit? Möchte ich spazieren gehen? Möchte ich einen Kaffee trinken? Wollen wir über irgendein interessantes Thema diskutieren? Da sind eigentlich den Helfenden und auch den Menschen, die besucht werden, keine Grenzen gesetzt.“

Wie findet man heraus, wer zu wem passt? 

Fischer: „Das wird bei uns erstmal sehr gründlich erforscht. Dadurch, dass wir in den Schulungen die Helfenden kennenlernen und wir auch Gespräche mit den Zukünftigen - ich nenne sie jetzt mal - Kunden führen, ist schon sicher gestellt, dass unsere Dienstleitungen da ein gutes Pärchen zusammenbringen.“ Die guckten, wie passen die Hobbys zusammen, die Vorlieben, die Abneigungen. Wo ist der Wohnort, so dass es wohnortnah Einsätze gibt. Das werde sehr gut aus ausgelotet.
Es gebe am Anfang auch eine Erprobungsphase, in der die beiden sich erstmal kennenlernten, der Kunde und auch der ehrenamtlich Helfende. Und erst wenn das wirklich passe und beide Zufriedenheit äußerten, könne man sagen, dass dieser Dienst dann auch laufe.

Wie steht es um die Zufriedenheit auf beiden Seiten?

Fischer: „Von den Menschen, die wir zu Hause besuchen, bekommen wir ein durchweg positives Feedback. Sie fühlen sich nicht mehr so einsam, sie haben wieder Anteil am sozialen Leben. Das ist sehr positiv besetzt. Und auch von den Helfenden höre ich Positives und erlebe das auch in den Schulungen.“ 
Sie habe da 18-jährige, berichtet Kerstin Fischer, wo sie sagen müsse: „Chapeau!“ Die sagten ihr: „Ich habe schon so viel Positives erlebt in meinem Leben und möchte wieder was zurückgeben.“ Und sie habe  auch 95-jährige, die sagten: „Ich bin jetzt noch nicht so weit, dass ich selber Hilfe brauche, ich möchte lieber noch helfen.“ Die hätten noch mal eine interessante, eine sinnstiftende Aufgabe gefunden. Die freuten sich, die gestalteten die Dienste mit. Das sei wirklich ein sehr positives Feedback.

Warum sind Aktionen wie diese so besonders wichtig?

„Wichtig finde ich, dass wir jetzt immer wieder neue Dienste aufbauen, denn wir haben eine zunehmend alternde Gesellschaft“, sagt Kerstin Fischer. „Und es gibt immer mehr Bedarf ist an zwischenmenschlicher Beziehungen oder zwischenmenschlichem Kontakt. Von daher versuchen wir immer, dort Dienste aufzubauen, wo gerade die Nachfrage besteht.“ Und dann seien solche Aktionen einfach wichtig. Die Malteser suchten natürlich nicht nur die Menschen, die besucht werden wollten. Fischer: „Wir suchen natürlich auch Helfende, die sagen: Ich bin bereit, ich möchte gerne in einen Haushalt gehen, jemanden besuchen oder aber: Ich möchte auch sogar in der Dienstleitung tätig werden.“ Wobei auch hier immer eine gute Einarbeitung Voraussetzung sei.

Wer sich gerne ehrenamtlich als Helferin oder Helfer bzw. im Leitungsteam des Besuchs- und Begleitungsdienstes der Malteser in Hennef engagieren oder wer das neue Angebot selbst in Anspruch nehmen möchte, kann sich gerne melden unter Telefon 02242 9220 417 oder per Mail an soziales.ehrenamt.dgs.koeln@malteser.org. Oder bundesweit über www.malteser.de/fassdireinherz.html .