Stolberg. Ab sofort haben flutbetroffene Menschen mit Bedarf an psychosozialer Unterstützung (PSU) auch eine Ansprechpartnerin vor Ort. Einmal wöchentlich, jeweils donnerstags von 9.00 bis 13.00 Uhr, steht Diplom-Psychologin Katharina Biermann nach vorheriger Terminvereinbarung im Rahmen der Malteser-Fluthilfe am Standort Stolberg, Rathausstraße 97 kostenlos für Gespräche zur Verfügung.
Im Fluthilfebüro unter Leitung von Tobias Treuling freut man sich sehr über den Neuzugang. „Bisher konnten wir auf das Experten-Team unseres PSU-Leiters in der Malteser Fluthilfe, Frank C. Waldschmidt, zurückgreifen, soweit psychosoziale Unterstützung bei Menschen, die uns aufsuchten, erforderlich war. Nachdem jene Kollegen jedoch in unserem Hilfszentrum Schleidener Tal (HIZ), welches wir Malteser dort mit der Stadt betreiben, ansässig sind, freuen wir uns, dass die PSU-Mannschaft jetzt um eine Kollegin, die dauerhaft speziell für Stolberg im Einsatz ist, erweitert wird“, sagt Treuling hocherfreut.
Die in Leverkusen aufgewachsene Katharina Biermann konnte nach ihrem Psychologiestudium bereits in Frankfurt am Main Erfahrung im Bereich Personal-Recruiting sammeln und war darüber hinaus in einer Tagesklinik tätig. Eine Zusatzqualifikation zur psychologischen Psychotherapeutin ist der 37-Jährigen derzeit darüber hinaus besonders wichtig, da sie sich während ihrer Laufbahn immer mehr in Richtung klinische Psychologie entwickelt hat.
Für die Malteser ist Biermann sogar schon länger tätig. Im Malteser Bildungszentrum Euregio (MBZ) unterrichtet die Wahl-Aachenerin angehende Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter in Psychologie. Die Fluthilfe liegt ihr aber in besonderer Weise am Herzen: „Mir ist wichtig, dass ich Betroffene bei der Bewältigung des Erlebten unterstützen und zu ihrer Stabilisierung beitragen kann“, sagt die Psychologin, deren Familie ebenfalls vom Hochwasser betroffen war.
Kommen Menschen in Biermanns Sprechstunde, wird aber nicht ausschließlich über Themen, die die Flut betreffen, geredet. Häufig kämen durchaus auch weitere Problematiken hinzu, erzählt die Fachfrau. „Meine Aufgabe ist es, mir erst einmal einen Überblick zu verschaffen, um zu sehen, ob mein Angebot für eine Stabilisierung ausreicht oder, ob eventuell ein Darüberhinausgehendes erforderlich ist.“ Zuerst müsse man sich kennenlernen und ein Vertrauensverhältnis aufbauen, um zu ermitteln, was die Hauptthemen der betreffenden Person seien. Wichtig sei außerdem, das Thema, zum Psychotherapeuten zu gehen, zu enttabuisieren. „Man sollte sich eingestehen, Hilfe zu brauchen, denn je länger man wartet, desto eher kann sich eine Problematik chronifizieren“, weiß die Expertin. „Nicht immer heilt die Zeit alle Wunden“, sagt sie. Ein Ereignis wie die Flut habe für viele den persönlichsten Bereich und Rückzugsort betroffen und daher das Potential, bei jemandem eine nachhaltige posttraumatische Belastungsstörung samt Flashbacks, Schlafstörungen und weiteren typischen Kennzeichen hervorzurufen. Das Fördern positiver Dinge im Alltag sowie das Mit-ins-Boot-holen des persönlichen Netzwerks könne beim Gegensteuern insofern bereits hilfreich sein.
Soweit die Gespräche mit Diplom-Psychologin Katharina Biermann zur Bewältigung der Probleme nicht ausreichen sollten, gibt es sogar weitere Unterstützungsmöglichkeiten: Die Malteserin steht mit dem SPDI (Sozialpsychiatrischer Dienst) in Kontakt, der ein breites Netzwerk darstellt und über welchen man schauen kann, ob kurzfristig noch anderweitige Therapiemöglichkeiten bestehen. Darüber hinaus gibt es im Bereich niederschwelliger PSU auch noch Online-Angebote, wie das von den Maltesern unterstützte My-seven-steps-Programm ( my7steps.org/de/fluthilfe/ ), das in bis zu zwölf verschiedenen Sprachen offeriert wird.
Infos und Anmeldung zum Gespräch mit Katharina Biermann unter: fluthilfe.stolberg@malteser.org oder Tel.: 0175 3829887