Essen/Schleiden/Norderstedt. Eine ganze Woche lang unterstützte die Malteser-Fluthilfe NRW jetzt ein besonderes Projekt der Stadt Essen. Gemeinsam mit dem Westdeutschen Rundfunk sowie verschiedenen weiteren Kooperationspartnern hatte die Stadt vom 25. bis 30. Juli 2022 ein Sommerferiencamp für rund 50 Acht- bis Zwölfjährige und ihre Familien in der DJH-Jugendherberge im Stadtteil Heidhausen organisiert. Die Teilnahme war vor allem für Kinder und ihre Eltern aus den von der Jahrhundertflut des vergangenen Jahres betroffenen Gebieten vorgesehen. Angemeldet hatten sich dann Menschen aus dem Ahrtal, der Eifel, Essen, Leichlingen und Stolberg. Unter ihnen befanden sich sogar Flutbetroffene aus Afghanistan, Syrien, dem Irak, Iran sowie der Ukraine. Die Idee zum täglichen Ferienspektakel mit Hip-Hop, Breakdance, Erster Hilfe, Bogenschießen, Stand-Up-Paddling, einem Besuch im Tiergehege und der Möglichkeit, jeden Tag selbst Radio zu machen, hatte WDR-Hörfunk-Moderatorin Insa Backe (MausLive) gemeinsam mit Andrea Wilbertz von der Stadt Essen (Stabsstelle Bürgerbeteiligung und Ehrenamt) entwickelt und umgesetzt. Wichtig war der langjährigen WDR-Frau dabei jedoch vor allem eines: „Bei dem Projekt wollte ich unbedingt eine ständige Begleitung durch ein PSNV-Team (Psychosoziale Notfallversorgung) an Bord haben“, erzählt die beliebte Moderatorin, die seit Anbeginn der Hochwasserfolgen ehrenamtlich betroffene Kinder im Ahrtal betreut. Grund: Das Team sollte dezent im Hintergrund zur Verfügung stehen und auf Wunsch angesprochen werden können. Darüber hinaus sollte es dem Veranstalter mit seiner Expertise bei Fragen zu Reaktionen zur Verfügung stehen, Sicherheit und Kompetenz vermitteln sowie bei Unfällen psychologische Akuthilfe leisten. Der Leiter der psychosozialen Unterstützung (PSU) innerhalb der Malteser Fluthilfe NRW, Frank C. Waldschmidt, hatte insoweit vorgeschlagen, ganz besondere Kollegen hinzuzuziehen: Ein PSNV-Team aus Norderstedt bei Hamburg, das während der akuten Hochwasserphase unter Kriseninterventions-Teamleitung von Malteserin Elke Braun bereits von ihm angefordert worden war und in den innerhalb NRWs besonders stark betroffenen Gebieten in Schleiden und Euskirchen großartige Arbeit geleistet hatte, erschien daher genau richtig. Aufgrund ihrer im Flutgebiet bereits gemachten Erfahrung hatte die Mannschaft eine konkrete Vorstellung davon, was auf sie zukommen würde und war zudem fachlich gut aufgestellt. Obwohl das Team über eine eigene Notfallpsychologin verfügte, gab es zusätzlich ein aus PSU-Experten des HIZ (Hilfszentrum Schleidener Tal der Malteser und der Schadt) in Schleiden-Gemünd bestehendes Back-Up. Darunter auch Fachpersonen für Kinder. Frank C. Waldschmidt und der Projektleiter der Malteser Fluthilfe NRW, Axel Rottländer, statteten dem Feriencamp einen Besuch ab, um sich ein Bild vor Ort zu machen und um Gespräche mit den Organisatoren sowie dem PSNV-Team zu führen. Wie sich herausstellte, war die Anwesenheit des über die Fluthilfe beigesteuerten Teams während der Sommerfreizeit von großer Bedeutsamkeit für die kleinen und großen Camp-Teilnehmer. So hatten die Kriseninterventionsexperten, die sich zunächst einfach unauffällig zu allen Aktionen hinzugesellten, schon bald jede Menge Zulauf. Die Kinder, aber gerade auch die begleitenden Eltern hatten das starke Bedürfnis einfach mal zu reden. Inhaltlich vorwiegend mit dem Blick auf das Hier und Jetzt, manchmal auch zurück, vor allem aber nach vorne gerichtet. Oft gab es auch gezielte Fragen und den Wunsch des Verstehen Wollens. Veranstalter und Sponsoren lobten jetzt ausdrücklich die stabilisierende Funktion, Kompetenz sowie das Auftreten des PSNV-Teams der Malteser und betonten, dass die Begleitung durch die Experten eine der Grundvoraussetzungen für die Planung und Durchführung des Camps gewesen sei. Eine spezielle Begebenheit verdeutlichte außerdem noch einmal den Sinn und Zweck des Projektes, “Kinder blicken nach vorn“: Ein betroffener Vater hatte mit seiner Tochter im Rahmen eines Kurses während der Woche das Stand-Up-Paddling entdeckt. Die neue positive Erfahrung mit dem Wasser und die wiedergefundene Freude führte zu einer großartigen Idee des Elternteils. Der in wenigen Wochen anstehende Geburtstag seiner Tochter soll nun mit deren Freundinnen am Baldeneysee in Essen gefeiert werden und das Stand-Up-Paddling wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Motto: Einfach Spaß haben, endlich einmal wieder rauskommen, andere Dinge tun und Neues entdecken. Von einem derart inspirierenden Sommerferiencamp gibt es insoweit ja möglicherweise in Zukunft nochmal eine Wiederholung.