Düsseldorf/Köln. In Zeiten wie diesen denken viele an nur sich selbst. Deshalb müssen sich Menschen auch ganz besonders um diejenigen kümmern, an die sonst keiner mehr denkt: An die Obdachlosen. Wie soll man betteln, wenn die Bevölkerung in der Wohnung eingesperrt ist? Zwei Initiativen, die Not lindern.
Bei Sauerbraten und Klößen konnten am Montag erstmals rund 50 mittellose Menschen aus Düsseldorf aufatmen und ein warmes Essen genießen. Die Malteser sorgen ab sofort in der Notschlafstelle Vogelsanger Weg dafür, dass sich obdachlose Menschen trotz Corona-Krise drei Mal täglich sattessen können.
In Anbetracht der Infektionsgefahr hatte die Stadt verschiedene Obdachlosen-Einrichtungen in Düsseldorf geschlossen. Da Wohnungslose sich aber auch nicht auf der Straße versammeln sollen, ermöglicht die Stadt rund 60 Menschen ohne eigenes Zuhause den Aufenthalt im Mörsenbroicher Notquartier.
Die Düsseldorfer Gliederung des Malteser Hilfsdienstes hatte unter Federführung ihres Wohlfühlmorgen-Teams in der letzten Woche spontan ihre Hilfe angeboten und sich kurzerhand mit dem Amt für Migration und Integration in Verbindung gesetzt. Seit Montag organisieren nun rund 20 ehrenamtliche Helfer täglich von 9.00 bis 19.00 Uhr im Schichtwechsel die Essensausgabe in der Übernachtungsstätte. Die Brauerei Schumacher stiftet die Speisen und Getränke. Die Malteser stellen auch ihr Wohlfühlmorgen-Equipment, wie Porzellan-Teller und Tassen sowie Besteck zur Verfügung. Im Spül-Mobil werden die benutzten Utensilien auch schnell wieder hygienisch gereinigt.
Mit Absperrbändern vor der Essenausgabe wird sichergestellt, dass alle Gästen den notwendigen Mindestabstand einhalten. Die ehrenamtlichen Malteser tragen Handschuhe und Mundschütze, damit auch für die Bedürftigen das Risiko möglicher Ansteckung verringert wird. An 20 Tischen im Speiseraum haben die Gäste genügend Platz, um sich nicht zu nahezukommen und die gebotenen zwei Meter Abstand einzuhalten. Security Personal der Stadt sorgt für den reibungslosen Ablauf der Essensausgabe.
Kardinal Woelki erinnert ans "Fringsen"
In Köln hat Kardinal Woelki am Montag das Priesterseminar für die Versorgung von Obdachlosen geöffnet. Wegen der Corona-Krise sei das Leben der Menschen auf der Straße schwierig geworden, sagte der Kölner Erzbischof. Sie könnten derzeit viel weniger Passanten um Unterstützung bitten. Tafeln arbeiteten eingeschränkter, um ihre Helfer zu schützen. Geschlossene Geschäfte erlaubten nicht einmal mehr, etwas mitgehen zu lassen, sagte Woelki und erinnerte an das "Fringsen". Der Begriff geht auf den Kölner Kardinal Josef Frings (1887-1978) zurück, der 1946 erklärt hatte, dass sich Menschen in Not nehmen dürften, was sie zum Überleben brauchten, wenn sie es nicht durch Arbeit oder Betteln bekämen.
In dem Priesterseminar können Obdachlose ein warmes Essen bekommen und duschen. 20 Einzeltische stehen zur Verfügung, an denen Wohnungslose auf Distanz zueinander eine Mahlzeit einnehmen können.
Das Seminar, in dem ansonsten künftige Priester des Erzbistums ausgebildet werden, steht laut Woelki derzeit teilweise leer. Die angehenden Priester absolvierten ein Gemeindepraktikum. Er dankte den Helfern, die das Projekt tatkräftig unterstützen, darunter Jugendliche des jugendpastoralen Zentrums "Crux" in Köln sowie Theologiestudenten aus Köln, Bonn und Sankt Augustin. Das Essen werde in der Küche des Generalvikariates zubereitet.
Woelki dankte den Kölner Maltesern, die für die Handhygiene beim Eintritt sorgen und den Duschbetrieb samstags organisieren. Von 11.00 bis 13.00 Uhr könnten Männer und von 13.00 bis 14.00 Frauen duschen und ihre Kleider wechseln.