Münster. Der Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Münster führt Weiterbildungen für den Malteser Hilfsdienst e.V. durch. Die Fluthilfe-Berater:innen haben zuvor zum Teil in unterschiedlichen anderen Bereichen wie Bau oder Verwaltung gearbeitet. Die Online-Kurse sollen Helfende trainieren, mit den teilweise sehr herausfordernden Beratungssituationen umzugehen.
Die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist für Betroffene noch lange nicht überwunden. In den von der Flutkatastrophe betroffenen Regionen betreibt der Malteser Hilfsdienst e.V. neun Fluthilfebüros, an denen insgesamt rund 25 Mitarbeiter*innen tätig sind. Diese beraten unter anderem zum Soforthilfeprogramm sowie zum Programm der Einzelfallhilfe. Es baut auf drei Säulen auf: Die finanzielle Förderung bei der Erbringung des Eigenanteils zum Wiederraufbau von Gebäuden und dem Ersatz von zerstörtem Hausrat, die Förderung von Projekten der Gemeinwesenarbeit etwa für Kinder- und Jugendarbeit sowie psychosoziale Hilfsangebote. Um die Mitarbeiter*innen in ihrer Beratungskompetenz zu schulen, hat der Malteser Hilfsdienst das Referat Weiterbildung des Fachbereichs Sozialwesen der FH Münster angefragt – einen der größten Anbieter für wissenschaftliche Weiterbildungen im Bereich der Sozialen Arbeit.
In den Gesprächen können Traumata durchkommen
Im Auftrag der Malteser hat die FH Münster eine dreiteilige Weiterbildung entwickelt. „Bei den sogenannten Beratungen zur Einzelfallhilfe geht es nicht allein darum, beim Ausfüllen von Formularen zu unterstützen. Die Existenzgrundlagen vieler Betroffener sind zerstört, sie haben einiges durchgemacht. In den Gesprächen können daher Traumata und unterschiedlichste Emotionen durchkommen; für die Beratenden kann das sehr herausfordernd sein“, erklärt Sarah Panteleev vom Malteser Hilfsdienst den Bedarf der Schulung.
Mike Lenkenhoff, Geschäftsführer des Referats Weiterbildung, hat die Online-Schulung gemeinsam mit Referentin Dr. Laura Best, Professorin für Beratung und Coaching in der Sozialen Arbeit, und Panteleev konzipiert. „Wir waren froh, helfen zu können“, so Lenkenhoff. „Die Flutkatastrophe rückt in der Berichterstattung in den Hintergrund, doch es besteht weiterhin dringender und großer Bedarf an Hilfs- und Beratungsangeboten vor Ort.“ So seien viele Quereinsteiger*innen in der Beratung tätig, beispielsweise aus der Baubranche oder Verwaltung. „Diese bringen Fachkenntnisse wie etwa baufachliche Fragen mit. Doch der Umgang mit den Erfahrungen der Katastrophenopfer oder sensible persönliche Daten abzufragen, kann herausfordernd sein“, sagt der Weiterbildungsexperte.
Die Beratenden lernen, mit den Emotionen umzugehen
In drei Terminen in vierzehntägigem Abstand geht es um die Strukturierung und Gesprächsführung, um schwierige Beratungssituationen und auch um Selbstreflektion und -fürsorge. „Die Teilnehmenden lernen, wie sie mit den Emotionen der Betroffenen umgehen und auch, wie sie bei den Gesprächen auf sich selbst Acht geben“, erklärt Prof. Best. Außerdem soll die Weiterbildung die Berater*innen in den Austausch bringen über das, was sie erleben.
Eine Weiterbildungseinheit hat Best gestern bereits durchgeführt: „Die Beratenden sind in ihrer Tätigkeit mit vielen Anforderungen konfrontiert. Die Reflexion der Beratungssituationen sowie Impulse zur Strukturierung und Steuerung der Gespräche wurden von den Teilnehmenden als gewinnbringend rückgemeldet.“ Am 5. Mai steht der zweite Termin an. „Dann reflektieren wir gemeinsam, wie es funktioniert hat, die Inhalte in der Praxis umzusetzen“, sagt die Referentin.