Erste Hilfe beim epileptischen Anfall

Nach einem epileptischen Anfall brauchen die Betroffenen Betreuung. Sie sind müde, verwirrt, wollen sich ausruhen. (Foto: Jan Otto - Getty Images)

Köln. Am 14. Februar ist Europäischer Tag der Epilepsie. Er soll daran erinnern, dass Epilepsie zu den häufigsten Erkrankungen des Nervensystems gehört. Wie kann man bei einem epileptischen Anfall Erste Hilfe leisten? Jutta Palm von den Maltesern in Nordrhein-Westfalen erklärt, was zu tun ist.

„Wenn der Anfall begonnen hat, kann man ihn nicht mehr unterbrechen“, sagt Jutta Palm, Leiterin der Erste Hilfe Ausbildung der Malteser in NRW. „Aber es ist wichtig, die Betroffenen vor Verletzungen zu schützen.“ Bei einem großen Anfall verliere die Person das Bewusstsein und falle zu Boden. Manche verdrehen die Augen. Die Muskeln verkrampfen. Es kommt zu heftigen Zuckungen. Nicht selten sind Bisse auf die Zunge.  „Das sieht dramatisch aus“, sagt Jutta Palm, „ist es aber nicht.“ In der Regel dauere so ein Anfall zwei bis drei Minuten, selten länger. Jutta Palm: „Dann erholen sich die Betroffenen wieder. Sie sind müde und brauchten Ruhe und in der Öffentlichkeit Schutz vor Schaulustigen. Manche sind verwirrt.“

Was ist zu tun?

  • Ruhe bewahren!
  • was die Betroffenen verletzen kann, beiseite räumen
  • Betroffene aus einer Gefahrenzone entfernen (Treppe etc.)
  • Brille abnehmen
  • etwas Weiches unter den Kopf legen
  • beengende Kleidungsstücke am Hals öffnen
  • auf die Uhr schauen, um die Anfallszeit festzustellen

Während des Anfalls

  • nichts zwischen die Zähne klemmen
  • Betroffene nicht aufrichten
  • nicht festhalten
  •  nicht beatmen
  • nichts zu trinken geben

Nach dem Anfall

  • stabile Seitenlage
  • Atemwege freilegen (Erbrochenes entfernen)
  • beim Patienten bleiben, beruhigen, nicht bedrängen
  • Ruhegelegenheit, Begleitung anbieten
  • warmhalten
  • für Sichtschutz sorgen

Ein Notarzt ist in der Regel nicht notwendig, außer

  • der Anfall dauert länger als drei Minuten
  • es folgen weitere Anfälle
  • bei schweren Verletzungen
  • der Betroffene bleibt bewusstlos

Jutta Palm sagt: „Es ist ein vorbeiziehendes Gewitter im Gehirn. Trotz der zum Teil besorgniserregenden Bilder ist ein Arzt oder Rettungsteam in der Regel nicht notwendig. Es ist aber wichtig, ruhig an der Seite des Betroffenen zu bleiben, bis der Anfall vorbei ist. Ihm danach berichten, wie der Anfall ablief und wie lange er dauerte.“ Denn viele Patienten seien sehr verunsichert.

Wie häufig sind epileptische Anfälle?

In einer Millionenstadt wie Köln erkranken jährlich 400 bis 700 Menschen neu an Epilepsie.  Bei ihnen ist das Gehirn so verändert, dass es zum wiederholten Auftreten von epileptischen Anfällen neigt. Aber auch andere Einflüsse wie z. B. Schlafentzug, Alkohol oder rhythmisch flackerndes Licht können solche Anfälle auslösen. Einer von 20 Menschen erleidet im Laufe seines Lebens einen epileptischen Anfall. Besonders häufig treten sie im frühen Kindesalter und im hohen Erwachsenenalter auf. 

Sind Sie unsicher bei Erster Hilfe?

Jutta Palm: „Wer unsicher ist, wie man Erste Hilfe leistet, weil der Kurs z. B. schon so lange zurückliegt, kann bei den Maltesern Auffrischungskurse buchen. Dann weiß man nach zwei Abenden wieder, was man tun soll.“ Informationen, Kurstermine und Anmeldung: www.malteser-kurse.de.