Köln/NRW. Sechs Monate tobt mittlerweile der Krieg in der Ukraine, und ein Ende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, die Kämpfe im Osten des Landes nehmen an Intensität zu. Die Opferzahlen steigen täglich an. Die Bilder von Tod und Zerstörung erreichen uns auch hier in Deutschland täglich mit voller Wucht. Viele aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtete Menschen sind in großer Sorge um ihre Angehörigen zuhause und um ihre Zukunft. Vor allem die vielen geflüchteten Kinder wissen nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen. Frank C. Waldschmidt von den Maltesern in NRW weiß, dass sich viele Kinder und Jugendliche verloren fühlen. Obwohl sie hier sicher sind, zur Schule können, Integrations- und Sprachlernangebote haben, fühlen sie sich alleine gelassen. „Diese Situation kann Stress auslösen, der sich in Aggressivität und Gewalt entlädt“, sagt der Experte. Deshalb sei eine engmaschige Begleitung dieser Kinder und Jugendlichen, aber auch Verständnis notwendig. Seit Ende April kümmern sich die Malteser und ein langsam wachsendes Netzwerk aus ebenfalls geflüchteten ukrainischen Psychologinnen und Psychologen um geflüchtete Kinder und Erwachsene, denn der Krieg in der Ukraine hinterlässt auch hier tiefe Spuren in den Seelen der Menschen.
Sie bangen täglich um ihre Männer, Väter und Brüder, die als Soldaten gegen die russischen Invasoren kämpfen. Sie wissen oft nicht, wie es ihren Verwandten und Freunden geht, die zurückgeblieben sind oder in den von Russland besetzten Gebieten in der Ostukraine leben. Sie wissen nicht, wann sie zurück können in ihre Heimat. „Mittlerweile wird unsere Struktur immer stabiler“, beschreibt Projektleiter Frank C. Waldschmidt von den Maltesern die aktuelle Situation. Zehn Psychologinnen und Psychologen aus der Ukraine, Deutschland, Polen und Griechenland arbeiten an der psycho-sozialen Unterstützung geflüchteter Menschen aus der Ukraine mit. Diese Unterstützung findet größtenteils online statt, aber auch in regelmäßigen Gruppentreffen kümmert sich das Team um die Sorgen und Nöte der Geflüchteten.
Dieses Projekt der Malteser hat sich unter Geflüchteten schnell herumgesprochen. Die psycho-soziale Unterstützung durch das Projektteam wird immer häufiger nachgefragt. Aber auch Kommunen und Kreise suchen Rat und Unterstützung bei den Maltesern. So besteht zum Beispiel eine feste Kooperation mit dem Gesundheitsamt der Stadt Köln. „Es wurden von uns auch schon mehrere Veranstaltungen für Schutzsuchende in anderen Kommunen besucht und vor Ort vernetzt“, so Waldschmidt. Treibende Kraft dieses Projektes ist die Kiewer Professorin Oksana Kredentser, die selbst im März mit ihrer Familie aus der Ukraine vor dem Krieg nach NRW geflohen ist. Für sie ist es selbstverständlich, mit anzupacken und die Situation ihrer Landsleute zu verbessern. „Die Arbeit hilft mir und bringt mich auf andere Gedanken“, unterstreicht sie.
Kontakt zu dieser Projektgruppe für Interessierte und Hilfesuchende:
@psychology.ukraine.deutchland
oksana.kredentser@malteser.org