Köln, Noch im Oktober besuchte der Großmeister die Malteser in Nordrhein-Westfalen und half in der Tafel in Pulheim, Essen an Bedürftige auszugeben. Am Mittwoch, dem 29. April 2020, starb das geistliche Oberhaupt des Malteserordens in Rom. Die Malteser trauern um Großmeister Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto. Er starb kurz nach Mitternacht an den Folgen einer unheilbaren Krankheit, teilte das Großmagisterium mit. Zum Zeichen ihrer Trauer und zu Ehren einer bedeutenden Persönlichkeit des Mateserordens tragen ab heute alle MHD Fahrzeuge in ganz Deutschland Trauerflor.
Als Oberhaupt eines souveränen Völkerrechtssubjekts mit staatsähnlichem Charakter, das mit über 100
Ländern dieser Welt diplomatische Beziehungen pflegt, führte Fra’ Giacomo Dalla Torre zahlreiche offizielle Besuche und Staatsreisen durch. Erst vergangenen Oktober war er auf Staatsbesuch in Deutschland, traf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in Berlin und in Düsseldorf Ministerpräsident Armin Laschet.
Zuvor besuchte er trotz seines engen Zeitplans u. a. in Pulheim die Rettungswache und die Tafel der Malteser. Mit großer Hingabe half der oberste Vertreter der Malteser weltweit kurzerhand selbst bei der Essenausgabe an die Bedürftigen, er, der auch Chef eines souveränen Völkerrechtssubjektes mit staatsähnlichem Charakter war,das zu über 100 Ländern weltweit offizielle diplomatische Beziehungen pflegt. Die Gäster der Pulheimer Tafel waren angetan von dem netten, älteren, italienischen Herrn im schwarzen Anzug. Er verstand zwar ihre Sprache nicht, überreichte ihnen aber mit einem gewinnenden Lächeln auf den Lippen die Mahlzeiten. Eine sympathische Geste, die die Botschaft des Malteserordens unterstrich, für die Bedürftigen da zu sein. Auch die ehrenamtlichen Malteser waren beeindruckt.
Er hat sich für die Menschen interessiert
Seine Menschlichkeit und tiefe Hingabe zum wohltätigen Engagement, die den 80. Großmeister des Malteserordens auszeichnete, war auch während seines Besuchs in der Malteserwache spürbar. Die ehrenamtlichen und hauptberuflichen Malteser aus Pulheim und alle Malteser, die den Großmeister bei seinem Besuch aus unmittelbarer Nähe kennenlernen konnten, waren berührt von seiner Liebenswürdigkeit und seinem Interesse an den Menschen. Der stellvertretende Stadtbeauftragter der Pulheimer Malteser, Richard Knörr, drückt es so aus: „Dalla Torre kam zu uns nach Pulheim und hat sofort alle begeistert. Bei der Tafel packte er selbst mit an und interessierte sich sehr für unsere Helfer und die Belange der Bedürftigen. Er hat einfach richtig hingehört und sich Zeit genommen mit jedem kurz zu sprechen. Wir sind sehr froh, dass wir ihn treffen und kennenlernen durften.“
Während seiner Reisen ließ der Großmeister es sich nie nehmen, die Gesundheits- und Hilfseinrichtungen des Ordens zu besuchen und persönlich Mitarbeiter und Patienten zu treffen und ausreichend Zeit für persönliche Begegnungen zu haben. Bei seinem Besuch in Deutschland sagte er: „Die Ehrenamtlichen vor Ort sind es, die den Auftrag des Malteserordens erfüllen."
„Der Großmeister wird allen, die ihn kannten, für seine menschlichen Qualitäten und seine herzliche und zugewandte Art in Erinnerung bleiben", heißt es in einer offiziellen Mitteilung des Großmagisterium zum Tod von Fra‘ Giacomo Dalla Torre. "Genauso haben wir Malteser in Nordrhein-Westfalen ihn bei seinem Besuch im Herbst erlebt und werden ihn so im Gedächtnis behalten", sagt Rudolph Herzog von Croÿ, Regionalleiter und Landesbeauftragter der Malteser in NRW. Er forderte die Malteser auf: "Beten Sie mit mir für Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto! Er möge bei Gott in Frieden ruhen."
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Der Großmeister
Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto wurde am 9. Dezember 1944 in Rom geboren. Er schloss sein Studium der Literatur und Philosophie an der Sapienza Universität Rom mit den Schwerpunkten christliche Archäologie und Kunstgeschichte ab. Er nahm akademische Ämter am Päpstlichen Institut Urbaniana an und unterrichtete klassisches Griechisch. Er war auch Chefbibliothekar und Archivar für die wichtigen Sammlungen des Instituts und hat eine Reihe von Essays und Artikeln zu Aspekten der mittelalterlichen Kunstgeschichte veröffentlicht.
Er wurde 1985 Ehren- und Devotionsritter des Souveränen Ordens und legte 1993 sein Ewiges Gelübde ab. Von 1994 bis 1999 war er Großprior der Lombardei und Venetien und von 1999 bis 2004 Mitglied des Souveränen Rats. Er wurde 2004 vom Generalkapitel zum Großkommandeur gewählt und nach dem Tod des 78. Großmeisters, Fra’ Andrew Bertie, im Februar 2008 Statthalter. Von 2008 bis 2017 war Fra’ Giacomo Dalla Torre Großpriors von Rom. Nach dem Rücktritt des 79. Großmeisters, Fra’ Matthew Festing, wählte ihn der Große Staatsrat am 29. April 2017 erneut zum Statthalter für ein Jahr. Im folgenden Großen Staatsrat vom 2. Mai 2018 wurde er zum 80. Prinz und Großmeister des Souveränen Malteserordens gewählt.
Als Mann von großer Frömmigkeit und menschlicher Wärme unterstützte Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto immer persönlich die Bedürftigen und verteilte Essen an Obdachlose in den Bahnhöfen von Rom. Er nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Pilgerreisen des Ordens nach Lourdes, Loreto und Assisi teil. Besondere Freude hatte er bei der Teilnahme an den internationalen Sommercamps für junge Menschen mit Behinderungen, wo ihm immer große Zuneigung von den jungen Ehrenamtlichen und Gästen entgegengebracht wurde.
Die Nachfolge
Gemäß Artikel 17 der Verfassung des Souveränen Malteserordens hat Großkommandeur Fra’ Ruy Gonçalo do Valle Pexoto de Villas Boas die Funktionen des Statthalters übernommen und wird bis zur Wahl des neuen Großmeisters den Orden leiten.
Quelle: Souveräner Malteserorden