Köln. Besatzungen von Rettungswagen können ein Lied davon singen: ihre lebensrettende Arbeit stößt immer wieder auf Unverständnis. Mal steht der Rettungswagen so, dass Parkplätze oder Ausfahrten blockiert werden, mal läuft nachts der Motor. Das Sondersignal ist sowieso zu laut.
Die Palette der Beschwerden, so Jan-Christoph Czichy von den Maltesern in Nordrhein-Westfalen, ist lang. „Vielen Menschen ist leider nicht bewusst, dass wir im Notfalleinsatz auch hin und wieder Sonderrechte in Anspruch nehmen müssen.“ Denn der Rettungswagen ist ein entscheidendes Glied in der Rettungskette. „Auf jedem Rettungswagen befinden sich rund 1.800 Teile, die Leben retten.“
Ein Rettungswagen ist für die medizinische Versorgung, der engen Überwachung und den Transport von Notfallpatienten gebaut und ausgerüstet. So ist zum Beispiel vorgeschrieben, dass Rettungswagen über zwei Batterien mit Außenladung und einer entsprechenden Generatorleistung verfügen müssen, um den Betrieb der Medizingeräte sowie der Kommunikationseinrichtungen sicherzustellen und auch um eine Zusatzheizung betreiben zu können. Durch die großen Türen werde es nämlich nicht nur im Winter sehr schnell kalt für die Patienten, so Czichy, Leiter Rettungsdienst und Notfallvorsorge der Malteser in NRW.
Zur festen Ausstattung gehören eine elektrisch höhenverstellbare Trage, ein Tragestuhl, mit dem Patientinnen und Patienten die Treppen herauf oder heruntergetragen werden können, und ein Tragetuch, um Patienten in jeder Lage transportieren zu können. Der Rettungswagen führt außerdem eine Vielzahl Geräte mit, um verletzte Körperteile ruhigzustellen (u.a. Vakuummatratze, KED-System, Schaufeltrage, spezielle Schienen).
Zur Beatmung und Sauerstofftherapie von Notfallpatienten hat der Rettungswagen 2.000 Liter medizinischen Sauerstoff an Bord. Hierüber wird ein modernes Beatmungsgerät versorgt, welches die gleichen, wichtigsten Funktionen besitzt wie ein Beatmungsgerät auf einer Intensivstation. Dieses Beatmungsgerät ist auch tragbar und hat weitere 400 Liter Sauerstoff zusätzlich dabei, um auch außerhalb des Rettungswagens eingesetzt zu werden. Hierüber können die Patienten auf dem Weg ins Krankenhaus entweder kontrolliert, aber auch assistiert beatmet werden oder es kann die Atemluft mit Sauerstoff anreichern.
„Auf allen Fahrzeugen befinden sich natürlich auch EKG-Geräte zur Diagnostik von gefährlichen Herzerkrankungen, der Kontrolle des Herzschlags und auch anderer Vitalzeichen sowie ein externer Herzschrittmacher und ein Defibrillator“, betont Czichy. Weiterhin werden mehrere Rucksäcke oder Notfallkoffer mitgeführt, in denen sich Medikamente und Material zur Behandlung und Diagnostik befindet, darunter auch ein Koffer speziell für Kindernotfälle. Sogar Utensilien für eine Geburt im Rettungswagen oder in der Wohnung sind bei jeder Fahrt mit an Bord.
„In der Notfallrettung kann alles das nötig sein. Wenn unsere Retter eintreffen, ist ja meist noch nicht klar, was sie erwartet und welche Utensilien benötigt werden“, so Czichy weiter. „Deshalb füllen die Beladelisten, die das Rettungsfachpersonal vor jeder Schicht sorgfältig überprüfen, mehrere engbedruckte DIN-A4 Seiten“. Im Grunde sei jeder RTW eine rollende Intensivstation. „Im Notfall geht es um Minuten – wir sind dafür ausgebildet und bestmöglich gerüstet“, appelliert er an alle Bürgerinnen und Bürger. „Bitte haben Sie für unsere lebensrettende Arbeit Verständnis!“
Und so ist das Foto entstanden.